Die Mehrehe im Islam

Ein umfassender Leitfaden mit Qur’an und Sunnah

Die Mehrehe (Polygynie) ist ein sensibles, aber wichtiges Thema im Islam, das oft missverstanden wird. Sie ist sowohl eine Erlaubnis als auch eine Verantwortung, die unter klaren islamischen Rahmenbedingungen geregelt ist. Dieser Artikel beleuchtet die Rechte und Pflichten der Ehepartner, die spirituelle Dimension der Mehrehe und die Bedeutung der Arbeit am Nafs (Ego), um ein harmonisches Zusammenleben zu ermöglichen.

Sure An-Nisa (4:3)

Die Grundlage der Mehrehe im Islam

Die Erlaubnis zur Mehrehe wird im Qur’an erwähnt, insbesondere in Sure An-Nisa (4:3)„Und wenn ihr fürchtet, den Waisen nicht gerecht zu werden, dann heiratet, was euch an Frauen gut erscheint, zwei, drei oder vier. Wenn ihr aber fürchtet, nicht gerecht zu sein, dann nur eine …“

Dieser Vers macht deutlich, dass die Mehrehe eine erlaubte Praxis ist, jedoch an strikte Bedingungen geknüpft ist. Die wichtigste Bedingung ist die Gerechtigkeit. Ein Mann, der mehrere Ehefrauen hat, muss jedem von ihnen gegenüber gerecht sein, sei es in finanzieller Unterstützung, emotionaler Zuwendung oder in der Zeit, die er mit ihnen verbringt.

Gleichzeitig warnt Allah in Sure An-Nisa (4:129)„Und ihr werdet es nicht schaffen, zwischen den Frauen gerecht zu sein, auch wenn ihr euch sehr bemüht …“

Dies bedeutet, dass absolute Gleichheit in Gefühlen unmöglich ist, aber der Mann ist verpflichtet, in allem, was in seiner Macht steht, Gerechtigkeit walten zu lassen.

Die Mehrehe im Islam ist eine erlaubte und verantwortungsvolle Lebensform,

die sowohl Schönheit als auch große Verpflichtung in sich trägt.

Sie erfordert vom Ehemann absolute Gerechtigkeit in seiner Behandlung, Versorgung und Fürsorge für jede Ehefrau, wie es Allah gebietet. Jede Ehefrau hat das Recht auf Respekt, Liebe und Gleichberechtigung, während sie gleichzeitig ihre Rolle als Partnerin und Stütze im Haushalt und in der Gemeinschaft erfüllt. Diese Form der Ehe erfordert von allen Beteiligten Geduld, Aufrichtigkeit und das Streben nach Allahs Zufriedenheit, um Harmonie und Frieden zu bewahren. Wenn die Rechte und Pflichten erfüllt werden, wird die Mehrehe zu einem Segen, der Familien stärkt und soziale Herausforderungen löst.

Rechte der Ehefrau mit Beweisen aus Qur’an und Sunnah

1. Recht auf finanzielle Versorgung (Nafaqa)

Eine der wichtigsten Pflichten des Ehemannes ist es, für die finanzielle Versorgung seiner Frau(en) zu sorgen. Dazu gehören Unterkunft, Nahrung, Kleidung und alle weiteren grundlegenden Bedürfnisse.

„Die Männer stehen den Frauen in Verantwortung vor, weil Allah die einen vor den anderen ausgezeichnet hat und weil sie von ihrem Vermögen (für die Frauen) ausgeben.“ (An- Nisa 4:34)

Dies zeigt, dass der Mann durch die Verantwortung der Versorgung (Nafaqa) über die Frau gestellt wird, um für ihre materiellen Bedürfnisse zu sorgen.

Der Prophet Muhammad (ﷺ) sagte:

„Es ist für dich verpflichtend, sie (deine Frau) zu versorgen und sie mit Kleidung zu kleiden, wie es angemessen ist.“ (Sahih Muslim 1218)

2. Recht auf Gerechtigkeit (bei Mehrehe)

In einer Mehrehe ist es für den Mann verpflichtend, gerecht zwischen den Frauen zu sein, besonders in finanziellen Angelegenheiten und der Zeit, die er ihnen widmet.

„Wenn ihr aber fürchtet, nicht gerecht zu sein, dann (heiratet) nur eine …“(An Nisa 4:3)

Der Prophet Muhammad (ﷺ) warnte:

„Wer zwei Frauen hat und nicht gerecht zwischen ihnen handelt, wird am Tag der Auferstehung so erscheinen, dass eine seiner Seiten schief ist.“ (Sunan Abu Dawood, 2133; Tirmidhi, 1141)

3. Recht auf gute Behandlung und Respekt

Eine Ehefrau hat das Recht, mit Würde, Liebe und Respekt behandelt zu werden. Der Ehemann darf sie nicht schlecht behandeln, beschimpfen oder ihr Schaden zufügen.

„Und lebt mit ihnen in Güte. Und wenn sie euch zuwider sind, so mag es sein, dass ihr etwas nicht mögt, in das Allah jedoch viel Gutes gelegt hat.“ (An Nisa 4:19)

Dies betont die Wichtigkeit, dass der Mann auch in schwierigen Situationen gütig und respektvoll bleibt.

Der Prophet Muhammad (ﷺ) sagte:

„Der Beste von euch ist derjenige, der am besten zu seiner Familie ist, und ich bin der Beste von euch zu meiner Familie.“ (Sunan Tirmidhi, 3895)

4. Recht auf sexuelle Erfüllung

Die Ehefrau hat das Recht, dass der Ehemann auch in der Intimität auf ihre Bedürfnisse eingeht. Dies ist ein wichtiger Bestandteil einer islamischen Ehe.

Der Prophet Muhammad (ﷺ) sagte:

„Wahrlich, euer Körper hat ein Recht auf euch, eure Augen haben ein Recht auf euch, und eure Ehefrau hat ein Recht auf euch.“ (Sahih Bukhari, 5199)

Dies zeigt, dass die Ehefrau auch im Bereich der Intimität fair behandelt werden muss und ihr Recht nicht vernachlässigt werden darf.

5. Recht auf islamische Bildung und Religion

Der Mann muss dafür sorgen, dass seine Ehefrau islamisch unterrichtet wird, wenn sie Wissen benötigt, und ihr hilft, ihre religiösen Pflichten zu erfüllen.

„O die ihr glaubt, bewahrt euch selbst und eure Familien vor einem Feuer, dessen Brennstoff Menschen und Steine sind.“ (Surah At-Tahrim, 66:6)

Dieser Vers weist darauf hin, dass der Ehemann verpflichtet ist, sicherzustellen, dass seine Familie in den Islam eingeweiht wird und ihre religiösen Pflichten kennt.

Pflichten der Ehefrau mit Beweisen aus Qur’an und Sunnah

1. Gehorsam gegenüber dem Ehemann (in Erlaubtem)

Die Frau ist verpflichtet, ihren Ehemann zu respektieren und ihm in erlaubten Dingen Gehorsam zu leisten.

„… die rechtschaffenen Frauen sind demütig ergeben und bewahren das, was (zu bewahren) Allah befohlen hat …“ (Surah An-Nisa, 4:34)

Diese demütige Ergebenheit bedeutet, dass die Frau ihren Mann in Angelegenheiten unterstützen soll, die im Einklang mit dem Islam stehen.

Der Prophet Muhammad (ﷺ) sagte:

„Wenn eine Frau ihre fünf Gebete verrichtet, ihren Monat (fastet), ihre Keuschheit bewahrt und ihrem Mann gehorcht, wird ihr gesagt: Betritt das Paradies durch das Tor, das du möchtest.“ (Musnad Ahmad, 1661)

2. Treue und Schutz des Eigentums des Mannes

Die Frau ist verpflichtet, die Ehre, das Vermögen und das Zuhause ihres Mannes zu bewahren, wenn er abwesend ist.

„… und bewahren das, was (zu bewahren) Allah befohlen hat, wenn sie (ihre Ehemänner) nicht anwesend sind.“ (Surah An-Nisa, 4:3)

Der Prophet Muhammad (ﷺ) sagte:

„Die beste Frau ist jene, die dich erfreut, wenn du sie ansiehst, die dir gehorcht, wenn du ihr etwas befiehlst, und die sich und dein Vermögen bewahrt, wenn du abwesend bist.“ (Sunan An-Nasa’i, 3231)

3. Geduld und Toleranz

In der Mehrehe wird von der Frau verlangt, Geduld zu üben und das Beste im Ehemann zu fördern, besonders in schwierigen Zeiten.

Der Prophet Muhammad (ﷺ) sagte:

„Keine gläubige Frau soll einen gläubigen Mann hassen. Wenn ihr etwas an seinem Charakter nicht gefällt, möge sie bedenken, dass es auch andere Eigenschaften gibt, die ihr gefallen.“ (Sahih Muslim, 1469)

4. Unterstützung des Mannes im Islam

Die Ehefrau sollte ihren Mann in seiner religiösen Entwicklung und seinem Streben nach dem Wohlgefallen Allahs unterstützen.

„… Und helft einander zur Frömmigkeit und Gottesfurcht, doch helft einander nicht zur Sünde und feindseligem Vorgehen …“ (Al-Ma’idah, 5:2)

Die Mehrehe: Ein Weg zu Hasanat und Barakah

Unermessliche Belohnung durch Gerechtigkeit und Verantwortung

Die Mehrehe bietet die Möglichkeit, durch Geduld, Gerechtigkeit und Fürsorge große Hasanat zu erlangen. Wenn der Ehemann seine Pflichten mit Aufrichtigkeit erfüllt und jede Ehefrau mit Gleichbehandlung und Respekt ehrt, zieht er die Barakah Allahs auf seine Familie. Die Ehefrauen, die ihre Rolle in Liebe und Geduld ausführen, finden nicht nur spirituellen Lohn, sondern stärken gemeinsam die Einheit der Familie. Die Mehrehe ist eine Gelegenheit, Gutes zu tun, gesellschaftliche Verantwortung zu tragen und im Streben nach Allahs Zufriedenheit zu wachsen.

Die spirituelle Dimension der Mehrehe

Die Mehrehe hat eine tiefere spirituelle Dimension. Sie ist ein Mittel, um:

Taqwa (Gottesbewusstsein) zu stärken: Sowohl der Mann als auch die Frauen müssen ständig ihre Absichten überprüfen und sicherstellen, dass sie Allahs Wohlgefallen suchen.

Selbstlosigkeit zu üben: Die Mehrehe erfordert Opferbereitschaft und die Fähigkeit, persönliche Wünsche zurückzustellen. Die Arbeit am eigenen Nafs, zur Verbesserung der Charakters ist unumgänglich.

Gemeinschaft zu stärken: Eine Mehrehe kann dazu beitragen, Waisen zu versorgen, verwitwete Frauen zu unterstützen oder Frauen zu schützen, die sonst keine familiäre Sicherheit hätten.

Vorzüge und positive Aspekte der Mehrehe

Eine Lösung für gesellschaftliche Herausforderungen: In vielen Gesellschaften gibt es mehr Frauen als Männer, insbesondere nach Kriegen oder Katastrophen. Die Mehrehe bietet eine Lösung, um Frauen Schutz und Unterstützung zu bieten.

Stärkung von Gemeinschaften: Wenn eine Mehrehe auf islamische Weise geführt wird, kann sie ein Beispiel für Gerechtigkeit und Zusammenarbeit sein.

Barmherzigkeit und Mitgefühl: Die Mehrehe ermöglicht es, dass Frauen, die möglicherweise keine andere Option haben, in einer geschützten und respektvollen Beziehung leben können.

Die Rolle des Nafs in der Mehrehe

Ein zentraler Aspekt in der Mehrehe ist die Arbeit am Nafs. Sowohl der Mann als auch die Frauen müssen ihre Herzen reinigen und sich um spirituelles Wachstum bemühen.

Für den Mann:

  • Er muss sicherstellen, dass seine Absicht nicht egoistisch ist, sondern dass er die Mehrehe aus einem legitimen und verantwortungsvollen Grund eingeht.
  • Er sollte sein Nafs vor Stolz und Ungerechtigkeit schützen und immer daran denken, dass Allah ihn zur Rechenschaft ziehen wird.

Für die Frau:

  • Sie müssen lernen, Eifersucht und Konkurrenzdenken zu überwinden. Dies ist nicht einfach, aber es ist eine Gelegenheit, näher zu Allah zu kommen.
  • Sie sollten einander unterstützen und als Schwestern im Glauben betrachten, anstatt als Rivalinnen.
(Tirmidhi, 2507)

Der Prophet Muhammad (ﷺ) sagte:

Der Gläubige, der mit den Menschen zusammenlebt und ihre Belästigungen erträgt, ist besser als derjenige, der sich nicht mit ihnen abgibt und ihre Belästigungen nicht erträgt.“ 

Wichtige Punkte, die wir über die Mehrehe wissen müssen

Keine Pflicht, sondern eine Erlaubnis: Die Mehrehe ist kein Muss, sondern eine Erlaubnis für diejenigen, die die Bedingungen erfüllen können.

Nicht für persönliche Lust: Sie darf nicht aus egoistischen Gründen eingegangen werden, sondern sollte immer mit reiner Absicht erfolgen.

Gerechtigkeit ist der Schlüssel: Ohne Gerechtigkeit ist die Mehrehe eine Quelle von Sünde und Unfrieden.

Praktische Tipps für eine erfolgreiche Mehrehe

Regelmäßige Kommunikation: Offene und ehrliche Gespräche zwischen allen Beteiligten können Missverständnisse vermeiden.
Dua machen: Allah um Hilfe und Geduld zu bitten, ist entscheidend, um die Herausforderungen zu bewältigen.
Wissen erwerben: Alle Ehepartner sollten sich über die Rechte und Pflichten in der Mehrehe informieren.

Die Mehrehe ist eine erlaubte und bedeutungsvolle Praxis im Islam, die jedoch mit großer Verantwortung einhergeht. Sie bietet Lösungen für gesellschaftliche Probleme und kann ein Mittel sein, um Allahs Wohlgefallen zu erlangen. Gleichzeitig erfordert sie Geduld, Gerechtigkeit und die Bereitschaft, am eigenen Nafs zu arbeiten.

Muslime sollten die Mehrehe immer im Lichte des Qur’an und der Sunnah betrachten und sie nicht missbrauchen. Wenn alle Beteiligten Allah fürchten und ihre Pflichten erfüllen, kann die Mehrehe eine Quelle von Segen und Harmonie sein.

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Finde inneren Frieden in der Mehrehe!

Die Mehrehe kann eine starke Herausforderung sein, aber auch eine Quelle von Barakah – mit der richtigen inneren Vorbereitung.

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Allahuma AMin

Möge Allah uns Verständnis und Weisheit geben, unsere Nafs reinigen und uns helfen, in allen Beziehungen gerecht zu sein.

Die Muslima als Ehefrau


Ein Bild der Hingabe und Würde

In der islamischen Tradition ist die Rolle der Frau als Ehefrau von großer Bedeutung, geprägt von Würde, Liebe und gegenseitiger Verantwortung. Der Islam betont, dass die Ehe eine der wichtigsten und schönsten Formen der Partnerschaft ist – eine Bindung, die nicht nur weltliche, sondern auch spirituelle Aspekte umfasst. In dieser Einheit zeigt die Muslima als Ehefrau ihre Stärke, Hingabe und tiefe Verbindung zu Allah (ﷻ).

Ein Bund der Herzen, ein Gottesdienst für die Seele

Die Ehe als Gottesdienst

Die Muslima sieht ihre Rolle als Ehefrau nicht nur als eine weltliche Verantwortung, sondern als eine Möglichkeit, Allahs (ﷻ) Wohlgefallen zu erlangen. Die gegenseitige Unterstützung in der Ehe, das Streben nach Harmonie und das Erfüllen der Rechte des Partners sind alles Akte der Anbetung.

„Und gehört zu Seinen Zeichen, dass Er euch aus euch selbst Gattinnen erschaffen hat, auf dass ihr bei ihnen Ruhe findet, und Er hat Liebe und Barmherzigkeit zwischen euch gemacht.“

(Surah Ar-Rum, 30:21)

Der Qur’an beschreibt die Ehe als ein Zeichen Allah`s (ﷻ), das auf Liebe (Mawaddah) und Barmherzigkeit (Rahmah) basiert. Diese Eigenschaften leiten die Muslima dazu an, in ihrer Rolle als Ehefrau in Geduld, Vergebung und Fürsorge zu wachsen.

Glaube, der verbindet – Handlungen, die zählen

Liebe und Hingabe im Dienste Allahs (ﷻ)

Die Rolle der Muslima als Ehefrau ist im Islam tief verwurzelt in Liebe, Respekt und spiritueller Hingabe. Die Ehe gilt als eine Form des ʿibādah (Gottesdienst), in der beide Partner nicht nur einander, sondern auch Allah (ﷻ) dienen.

Für die Muslima bedeutet dies, ihre Rolle mit Geduld, Fürsorge und Weisheit zu erfüllen. Sie ist eine Quelle der Ruhe für ihren Ehemann, unterstützt ihn und wahrt gleichzeitig ihre eigenen Rechte. Die Ehe bietet die Möglichkeit, sich gemeinsam zu entwickeln, zusammen zu beten und sich gegenseitig im Glauben zu stärken.

In der islamischen Ehe geht es darum, ein Gleichgewicht zwischen den Rechten und Pflichten zu wahren, während man stets nach Allahs (ﷻ) Wohlgefallen strebt.
Die Muslima als Ehefrau verkörpert in ihrem täglichen Handeln die Harmonie von Liebe, Glaube und Ergebenheit.

Ein Leben in Liebe und Glauben

Eine Partnerschaft, die auf Barmherzigkeit, Respekt und der gemeinsamen Suche nach Allahs (ﷻ) Wohlgefallen beruht.